AlleNachbarn.de ist ein Kommunikations- und Hilfenetzwerk, mit dem Nachbarn unter anderem gemeinsam Dinge teilen können. Francesca hat mit dem Nürnberger Gründer Matthias Hüber gesprochen, um mehr über die Enstehung und Weiterentwicklung seiner Plattform über die Jahre zu erfahren.
Wie genau funktioniert AlleNachbarn.de?
AlleNachbarn ersetzt die aus dem Hausflur bekannte schwarze Tafel und erweitert sie um viele nützliche Funktionen wie eine Leih- und Talentbörse, sodass sich eine neue Kultur des Zusammenlebens in einem Viertel entwickeln kann, die auf Kooperativität und Miteinander basiert. Unsere User können sich nach der Registrierung auf verschiedene Arten direkt in das Geschehen in ihrem Viertel einbringen. Zum einen über die Börsen, indem Sie für andere nützliche Dinge oder Fertigkeiten eintragen oder über das Infoportal Neuigkeiten bereitstellen, die für die Nachbarschaft wichtig sind, z.B. wenn auffällig viele Räder geklaut werden oder auch nur wenn man irgendwo einen Marder gesehen hat. Das freut andere und hilft ohne großen Aufwand eine positive und auf Gegenseitigkeit basierende Nachbarschaft zu erzeugen.
Wie endstand die Idee für die Plattform?
alleNachbarn.de ist ursprünglich entstanden aus einer Studienarbeit zum Thema soziale Netzwerke, zunächst als Verleihplattform mit dem Titel Leihbasis.de. Nach und nach haben sich die Themen Nachbarschaft und Stadtteil als wichtige Bausteine für eine kollaborative Community herausgebildet. alleNachbarn.de ist das erste Nachbarschaftsnetzwerk in Deutschland mit dem Fokus Information und Teilen.
Was ist bisher die Hauptmotivation eurer Nutzer, AlleNachbarn zu verwenden?
Die Motive für die Nutzung von alleNachbarn sind ganz unterschiedlich. Viele wollen einfach nur Ihre Nachbarschaft ein wenig besser kennen lernen oder suchen Bekanntschaften in einer neuen Umgebung, in der sie durch meist beruflich motivierten Umzug gelandet sind. Oft sind es aber auch Hilferufe an die Nachbarn, z.B. bei der Suche nach einer entlaufenen Katze oder Zeugensuchmeldungen. Ältere wollen sich in der gewohnten Umgebung gerne etwas mehr einbringen und Nützliches tun. Man merkt, dass sehr viele Menschen antreibt, unverbindliche Formen der Nachbarschaftshilfe oder Alternativen zum Ehrenamt zu finden. Dafür bietet alleNachbarn.de einen ganzen Blumenstrauß an Möglichkeiten.
Was sind bisher die größten Herausforderungen im Aufbau von alleNachbarn?
Erfreulich viele Menschen lassen sich von dem Thema Datensicherheit/NSA nicht beeindrucken und hinterlegen ihre Daten bei alleNachbarn.de zum eigenen Nutzen aber auch zum Nutzen Anderer. Viele Hürden und Vorbehalte gibt es aber im Umgang mit Institutionen und Gruppen zu beobachten, die eigentlich großen Nutzen aus dem Nachbarschaftsmodell, das alleNachbarn.de gestaltet, ziehen könnten. Die meisten sehen zuerst einen großen Berg Arbeit auf sich zukommen und weniger die großen Chancen, die eine funktionierende, vitale Nachbarschafts-Community für sie bedeuten kann. NGOs und Kultureinrichtungen haben z.B. die Gelegenheit sich über die Community subventionieren zu lassen. Städte können auf einfachste Weise über die Infokanäle Bürgerinformation und Bürgerbeteiligung enorm verbessern und dabei noch Kosten sparen.
Wir wissen aber auch, dass gute Ideen eine Weile brauchen, bis sie reifen und das sehen wir als auch als unseren großen Wettbewerbsvorteil gegenüber vielen anderen Shared Economy Portalen, die durch ihr Geschäftsmodell auf möglichst schnelle Erfolge angewiesen sind.
Und wie sieht euer Geschäftsmodell aus?
Auf der Plattform können regionale Kleinunternehmer werben. Dazu gehört der Fahrradladen gegenüber, oder der Bio-Bauer aus dem Umland. Die weitere Finanzierung von allenachbarn.de erfolgt über Fördermitgliedschaften und Spenden. Von der Plattform erfolgt aber selbstverständlich keine Weiterleitung von Daten an Werbekunden oder andere Anbieter.
In Deutschland wird die Sharing Economy momentan als großer “Trend” bezeichnet. Ist es Deiner Meinung nach mehr als ein Trend, und wenn ja, warum?
Wir denken, dass die Infrastruktur und die Akzeptanz des Internets als Schienensystem für Shared Economy-Netzwerke in den vergangenen Monaten einen Stand erreicht haben, die das Thema Kollaborativer Konsum überhaupt erst realistisch macht, OHNE einen großen Teil der Bevölkerung auszugrenzen. 60% der Deutschen verfügen über ein Smartphone und in Sachen Internetanschluss gibt es mittlerweile fast Volldeckung. Was natürlich auch eine ganz wichtige Rolle dabei spielt, ist das stark wachsende Bewusstsein und Bedürfnis für Regional- und Umwelt-Themen, das durch die extremen Globalisierungsprozesse und deren Widersprüche in unserem Alltag wieder breiteren Raum einnimmt.
Wo steht AlleNachbarn in einem Jahr?
Unsere Pläne für die Zukunft sehen vor, dass wir viele Kommunen, Einrichtungen und Betriebe begeistern können, sich an alleNachbarn.de zu beteiligen und so ein System zu schaffen, das möglichst viele Bürger zur täglichen Information und Bürgerbeteiligung an politischen Themen und Stadt- oder Umgestaltungsprozessen animieren kann. So möchten wir ein starkes regionales Bewusstsein schaffen, das nachhaltige, lokale Wirtschaftsweise in den Vordergrund stellt und gängige Konsummuster durchbrechen, die zu sozialen Schieflagen national aber vor allem im Ausland beitragen.
Danke für das Interview!