KoKonsum als Baustein des nachhaltigem Konsum

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Gastbeitrag von Paul Bösl zum Aufbau einer neuen, nachhaltigen Community des Konsumierens:


Wir brauchen Veränderung!

Müllberge scheinen unaufhörlich zu wachsen. Gleichzeitig scheint es immer mehr Menschen zu geben welche an der Grenze des Existenzminimums leben. Viele sogar darunter. So sterben jeden Tag 25.000 Menschen an den Folgen der Unterversorgung, während alleine in Deutschland durch private Haushalte 6,6 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet werden. Dass es sich hier um eine äußerst ungerechte Verteilung handelt kann sich wohl jeder vorstellen. Weit schwerer ist es sich vorzustellen, dass es gar nicht mal so schwer wäre alle Menschen ausreichend zu ernähren. Wir müssen nur anfangen unsere Ressourcen gerechter zu verteilen. Eine Lösung könnte im collaborative consumption zu finden sein:

  • Teilen statt besitzen
  • Geben statt nehmen
  • Lieben statt hassen

Um beim Beispiel Lebensmittelverschwendung zu bleiben: Wie ja allgemein bekannt ist, führt eine erhöhte Nachfrage bei Lebensmittel bestimmt für die Grundversorgung zu einem erhöhten Weltmarktpreis. Eine erhöhte Nachfrage entsteht je mehr Lebensmittel verschwendet werden. Ein erhöhter Weltmarktpreis wiederum führt dazu dass die Ausgaben für Lebensmittel steigen. In den ärmeren Teilen der Bevölkerungsschicht kann dies schnell bedeuteten, das 50 oder gar 80 Prozent des Monatsgehalts für Lebensmittel ausgegeben werden müssen. Die Folge daraus, Kaufkraft sinkt immens und die Wirtschaft beginnt zu schrumpfen. Eine Abfolge, die sich wohl bis ins unendliche fortführen lässt. Zwei Dinge lassen sich aber schon jetzt ganz eindeutig herauslesen:

  • Unsere Konsumgewohnheiten haben einen mächtigeres Einfluss als man es zu Beginn annehmen mag
  • unser Wirtschaftssystem ist stark mit unserem Finanzsystem gekoppelt, wenn nicht sogar davon abhängig

Die Bewegung um KoKonsum, dabei Lösungsmöglichkeiten zu finden, ist auf einem guten Weg. Das werde ich euch aber wahrscheinlich gar nicht erst erzählen brauchen. Foodsharing, Leihdirwas, Mitnehmerportale, Umsonstläden; all das kennt ihr ja bereits.

Vorstellen möchte ich euch deshalb hier ein Projekt, noch völlig unbekannt in der Szene. Ein Projekt, welches sich via crowdfunding finanzieren möchte. Aber auch ein Projekt, welches ohne deine Hilfe wohl niemals existieren wird. „nachhaltiger Konsum“, das Projekt von der Community für die Community: Ziel ist es ein auf lange Sicht ein gemeinnütziges Portal zu kreieren, welches in seiner Struktur so aufgebaut sein wird, dass sich die Community selbst verwalten kann. Ganz im Sinne des collaborative collective kann unter nahezu anarchischen Strukturen für eine bessere Welt gekämpft werden. …ups, ich hoffe ich habe mit meiner Wortwahl (anarchischen, gekämpft) nun keinen negativen Trigger bei dem ein oder anderen ausgelöst. 😉

Ziel des sich entwickelten Netzwerkes soll es sein, Menschen über die oftmals verheerenden Folgen unsere Konsumgewohnheiten zu sensibilisieren, gleichzeitig aber auch um Alternativen zu finden, anzubieten und andere gemeinnützige Projekte finanziell zu unterstützen. Die Angebotenen Alternativen werden dabei weit über das Anbieten von z.B. GOTS zertifizierte Kleidung hinausreichen. Solidarische Landwirtschaft, tauschen, verleihen, verschenken, Komplementärwährungen, alternativer Versand und vieles mehr ist in Planung. So soll beispielweise in Kollaboration einiger Tauschbörsen und ähnlichen Plattform gemeinsam eine Metasuchmaschine entwickelt werden. Diese soll so konzipiert sein, dass sie abhängig davon auf welcher teilnehmenden Tauschbörse sie eingebunden ist ein individuelles Suchergebnis ausgibt um somit das Angebot aller vorhandenen Tauschangebote zum Vorteil Aller bündelt, ohne dass dabei die Individualität und Vielfalt der verschiedenen Tauschbörsen zerstört werden würde.

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Alternativer Versand: 1,36 Personen fahren im Durchschnitt auf deutschen Straßen in einem Auto. Nicht sonderloch effizient. Glücklicherweise gibt, auch dank der Mitnehmerportale, eine Gegenbewegung. Eine funktionierende Alternative für den Versand fehlt aber bis dato. In Zusammenarbeit einiger Mitnehmerportale und ganz vielen freiwilligen Helfern soll ein flächendeckendes alternatives Versandsystem (vorerst) in ganz Deutschland aufgebaut werden.

Solidarische Landwirtschaft: Die Vorteile der solidarischen Landwirtschaft sind eigentlich unschlagbar, und doch so unbekannt. Diese alle zu nennen und zu erläutern würde wohl diesen Artikel sprengen. Soviel sei aber gesagt: Der Landwirt erhält Planungssicherung, ist unabhängig von Marktschwankungen sowie unabhängig von den jeweiligen Kreditgebern. Der Konsument erhält 100% Transparenz sowie eine hohe Qualität. Durch die Direktvermarktung kann es sogar sein, dass die ein oder anderen Lebensmittel günstiger für den Verbraucher sein werden. Ziel soll es sein die solidarische Landwirtschaft zu fördern. Dafür wird „nachhaltiger Konsum“ interessierte Landwirte direkt bei der Umsetzung unterstützen und Interessierte mit dem jeweiligen Hof zusammenführen. Aber auch Initiativen unabhängig eines Bauern sollen gefördert werden.

Das Informationsportal
Der aber vielleicht noch viel wichtigere Teil wird das Informationsportal, integriert in das Projekt selbst, sein. Konsumkritik gepaart mit dem Präsentieren von Alternativen werden dabei an erster Stelle stehen. Denn nur wer sich über die Probleme bewusst ist, wird auch dafür bereit sein, sein eigenes Konsumverhalten zu ändern. Und nur wer Alternativen kennt, wird in der Lage sein, sein Konsumverhalten zum Positiven zu verändern.
Das Besondere an dem Portal: Sobald eine ausreichende Größe der Community erreicht ist, wird sie selbst alle nötigen administrativen Aufgaben erfüllen können, ohne dass man dadurch Einbußen in der Qualität der Artikel befürchten muss.

Was passiert mit all den eigereichten und publizierten Informationen?
Sollten die gesammelten Informationen direkt einen bestimmtes Produkt betreffen werden diese direkt mit ihm verlinkt. Dies soll der bestmöglichen Aufklärung und Transparenz dienen.
Um das zu ermöglichen wird ein Marktplatz bereitgestellt auf dem alle erdenglichen Produkte eingestellt werden können. Für den Verkauf zugelassen sein werden allerdings nur jene welche möglichst nachhaltig hergestellt wurden.

Warum Produkte in den Marktplatz stellen die nicht nachhaltig sind?
Nun ja, das ist ganz einfach. Stell dir mal vor, der Ich–informiere-mich-nicht-wie-ein-Produkt-hergestellt-wird-Kunde stößt über seiner Suche nach einem online Primarktshop nun stattdessen auf den Marktplatz von „nachhaltiger Konsum“. Was wird er dort finden. Produkte von Primarkt. Statt aber schrillerde Werbebotschaften werden ihn stattdessen Berichte über die Produktionsbedingungen und die Folgen des konventionellen Baumwollanbau erwarten. Wusstest du das 75% aller konventionell hergestellten Baumwolle genetisch manipuliert wurde?

Wem dient der Marktplatz?
Den konventionellen Unternehmen wohl kaum! Dafür wird er aber möglichst nachhaltigen Anbietern die Möglichkeit gegen ihre Produkte gegen eine kleine Provision anzubieten. Die Provision wird dabei zu 100% an gemeinnützige Projekte sowie die Community selbst ausbezahlt werden.
Verfügbare Informationen für alle nutzbar machen
Auf Basis des Informationsportal soll eine Datenbank, den Ansprüchen von open source gerecht werdend, entwickelt werden, welche die gesammelten Informationen für jeden zugänglich und nutzbar macht. Detaillierte Produktbewertungen sollen erstellt werden. Zukünftig könnten Shopbetreiber diese Datenbank einbinden und somit überprüfen wie nachhaltig ihre angebotenen Produkte sind. Sollte ein Produkt z.B. unter Menschenrechtsverletzenden Bedingungen hergestellt worden sein, so würde der jeweilige Shopbesitzer automatisch darüber benachrichtigt werden. Shopbesitzer die Wert auf 100 prozentige Transparenz legen könnten zudem die Daten sichtbar für ihre Kunden einbinden.
Sustainable Negative Points auf Basis der Datenbank inkl. der ausführlichen Produktbewertung wird es in Zukunft eine Art Nachhaltigkeitsgebühr geben. Um es ganz kurz zu machen: Je weniger nachhaltig ein Produkt ist, desto höher fällt die Summe der Sustainable Negative Points aus. Es ist ein Programm zur Steuerung der Preise sowie zur Unterstützung von Herstellern/Händlern/Dienstleistern die ihre Produktionskette etc. nachhaltiger gestalten möchten. Alle Teilnehmer werden nicht nur eine kostenlose Beratung erhalten, sondern zudem zinslose Kredite, sofern Kapitalbedarf besteht um das Unternehmen nachhaltiger zu gestalten. Die Finanzierung erfolgt über die Sustainable Negative Points denen eine reale Geldmenge gegenüber steht.

Ich brauche deine Unterstützung:
Das sehr umfangreiche Projekt, habe hier, aus der Erfahrung heraus, dass zu lange Text gar nicht erst gelesen werden, sehr knapp dargestellt. Die einzelnen Aspekte die das gemeinnützige Projekt „nachhaltiger Konsum“ abdecken soll, werde ich versuchen in einer kleinen Artikelserie vorzustellen.
Wer schon jetzt Interesse hat ein solches Projekt zu verwirklichen kann gerne das Kommentarfeld nutzen um mit mir Kontakt aufzunehmen. Auch wird derzeit händeringend Unterstützung für die Crowdfunding Kampagne gesucht: http://www.startnext.de/nachhaltiger-konsum

So sieht der Aufbau der Organisation aus:

Organisationskultur_nachhaltigerKonsum

 

Über Fragen/Anregung/Kritik/Lob würde ich mich sehr freuen. Ihr erreicht mich unter pauly18@gmx.de.

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