Mit der zunehmenden Verbreitung der Sharing Economy und des kollaborativen Konsumierens (KoKonsum) wird die Wichtigkeit von Sicherheit und Vertrauen zwischen Nutzern immer deutlicher.
Ein Vorfall beim Marktplatz für Privatunterkünfte Airbnb im Juni 2011 sowie die Schließung des Luxus Carsharing-Unternehmens HiGear haben gezeigt, dass Peer-to-Peer(P2P)-Plattformen höhere Risiken als Business-to-Consumer-Plattformen (E-Commerce) bürgen.
Vertrauen als Voraussetzung für P2P Platformen
Auch die Verfechter der Sharing Economy Rachel Botsman und Lisa Gansky sind der Meinung, dass Vertrauen zwischen Fremden die Basis für funktionierende P2P-Plattformen ist. Denn im Gegensatz zu E-Commerce sind auf P2P-Plattformen, auf denen Wertgegenstände wie Autos oder Wohnungen geteilt werden, einfache Bewertungssysteme (wie das von eBay) nicht ausreichend. Ein komplexeres Vertrauenssystem ist notwendig. Da anonymes Handeln im Netz einfacher ist als im wahren Leben, besteht zudem bei P2P Transaktionen ein Bedarf nach einer Art Identitätsverifizierung, die bestätigt, dass jemand derjenige ist, der er behauptet zu sein. Gründer in verschiedenen Ländern haben dieses Problem erkannt und arbeiten momentan an der Entwickelung von plattformübergreifenden Vertrauenssystemen, welche das Teilen von Ressourcen zwischen Individuen erleichtern sollen.
Wie schafft man im Internet Vertrauen?
In meiner Bachelorarbeit untersuchte ich diese Vertrauenssysteme genauer und ging der Vertrauensproblematik auf P2P-Plattformen nach. Interviews mit Forschern, P2P-Plattformen sowie Unternehmen, die Vertrauenssysteme entwickeln, führten zu folgenden spannenden Erkenntnissen: Da Vertrauen komplex und mehrdimensional ist, ist es schwer zu quantifizieren. Dennoch gibt es bereits einige Tools, mit denen versucht wird im Netz Vertrauen zu messen. Fünf-Sterne-Feedback-Bewertungssysteme wie das von eBay sind sehr verbreitetet. Diese werden häufig durch Kommentare oder Rezensionen ergänzt, um eine deskriptive Komponente hinzuzufügen. Auf Plattformen mit höheren Risiken, wie z.B. Taskrabbit – ein P2P Marktplatz für Dienstleistungen – werden die Identitäten von Nutzern durch Email, Telefon und weiteren Quellen verifiziert. Facebook Connect ist eine weitere Form der Identitätsverifizierung, die zudem ermöglicht, sein bestehendes Netzwerk auf neuen Plattformen zu nutzen.
Vertrauen transportierbar machen
Startups wie TrustCloud, Briiefly, Legit und Peertrust versuchen nun diese Tools zu einem zentralen Vertrauenssystem zusammenzufügen, welches Nutzern ermöglicht ihre online-Reputation überall im Netz mit hinzunehmen. Dafür werden Daten aus sozialen Netzwerken und weiteren Quellen aggregiert und daraus sogenannte „Trust Scores“ – eine Art quantitative Vertrauensbewertung – mithilfe von Algorithmen berechnet. Diese Information soll Nutzern von P2P-Plattformen helfen die Vertrauenswürdigkeit anderer zu beurteilen.
Bei der Berechnung von Trust Scores ist es jedoch entscheidend, dass diese für Nutzer so transparent wie möglich gestaltet werden, sodass deren Errechnung nachvollziehbar ist. Denn nur so werden die Unternehmen, welche Vertrauenssysteme entwickeln, das Vertrauen von Nutzern und P2P-Plattformen gewinnen können. Laut einer neuen Studie sind Vertrauen und Sicherheitsbedenken für viele Webnutzer das größte Hindernis auf P2P-Plattformen zu tauschen und zu teilen. Vertrauenssysteme könnten hier weiterhelfen, aber nur wenn sie Datenschutz und Transparenz besonders beachten. Hier kannst du mehr über meine Forschungsergebnisse lesen.
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