Versicherung, mal anders gedacht: ein Interview mit dem Gründer von Friendsurance

Friendsurance Interview
Peer-to-Peer (P2P) Plattformen gibt es nicht nur zum im Bereich der materiellen Güter, sondern seit neuestem auch für Versicherungen. Während meines letzten Besuchs in Berlin hatte ich die Gelegenheit, mich mit Tim Kunde, dem Gründer und Co-CEO des Berliner Startups Friendsurance zu unterhalten. Dieses Startup bringt klassische Versicherungen und P2P Netzwerke unter einen Hut.

Friendsurance hat einen einzigartigen und revolutionären Zugang zum Thema Versicherung. Mithilfe der Macht sozialer Netzwerke könnt ihr Haftpflicht-, Hausrat-, und Rechtsversicherung für sehr günstige Tarife anbieten. Tim, wie würdest du euer Geschäftsmodel in wenigen Sätzen erklären?
Friendsurance ist Vermittler für Versicherungsschutz verschiedener Art. Das Besondere an der Versicherung durch Friendsurance ist, dass kleine Versicherungsforderungen durch die sozialen Netzwerke unserer Kunden abgedeckt werden, während große Forderungen noch von den Versicherungen abgedeckt werden. Dieses System reduziert eine Reihe von Kosten, wie z. B. Betrug, und hat zur Folge, dass wir unseren Kunden am Ende des Jahres Geld zurückgeben können, ohne dabei die Höhe der Deckung ihrer Versicherung zu verändern. Der Prozess der Abdeckung von Versicherungsansprüchen durch das soziale Netzwerk ist automatisiert, so dass kein zusätzlicher Aufwand bei unseren Kunden entsteht.

Wie wurde die Idee für Friendsurance geboren?
Unser Gründerteam beobachtet schon eine Weile die großen Onlinetrends, wozu offensichtlich auch soziale Netzwerke gehören. Uns viel auf, dass dieser Trend noch nicht in den Versicherungsmarkt vorgedrungen ist, obwohl Versicherung in seinen Ursprüngen ein sehr soziales Produkt ist: Vor Hunderten von Jahren halfen sich große Familien und Dörfer gegenseitig, wenn es Brände oder Überschwemmungen gab. In gewisser Weise versuchen wir, diese Art von System mit moderner Technologie neu aufleben zu lassen.

Friendsurance Versicherung


Diese Idee ist innovativ und wahrscheinlich für viele Leute anfangs nicht so einfach zu verstehen. Welche Reaktionen zu eurem Konzept habt ihr bisher erhalten?
Am Anfang verstanden viele Leute die Idee nicht, und wenn doch, waren sie oft skeptisch oder hatten sogar Angst. Jetzt, nach zahlreichen Usability-Tests und Produktinnovationen, gefällt unser Model den meisten Personen, die mit uns in Verbindung treten, sehr gut, weil sie erkennen, dass Friendsurance eine risikolose Möglichkeit bietet, mit wenig Aufwand Geld zu sparen. Darum probieren es auch viele schon selbst aus.


Was waren bisher Ihre größten Herausforderungen?

Wie es eben so ist, wenn man neue Ideen hat, lässt sich nicht jeder einfach überzeugen. Abgesehen von den “normalen” Herausforderungen wie der Suche nach Investoren und einem guten Team, mussten wir Versicherungspartner sowie Kunden von unserem Modell überzeugen. Dies kostet viel Zeit und Mühe, und funktioniert nur, wenn man gut auf Nutzer Feedback hört und ständig sein Produkt verbessert um es stetig den Bedürfnissen des Kunden anzupassen.

Welche Rolle spielt für Sie Vertrauen zwischen Ihren Kunden untereinander? Glauben Sie, dass eine Art Vertrauenssystem, welches die Vertrauensbildung zwischen Internetnutzern fördert,  die Akzeptanz ihrer Dienstleistung unterstützen würde?
Ein wesentlicher Bestandteil unseres Geschäftsmodells ist die Tatsache, dass Menschen sich anders verhalten gegenüber Menschen, die sie kennen, als gegenüber Fremden. Menschen verspüren meist eine moralische Verpflichtung, sich gegenüber ihren ‚Strong‘ und ‚Weak Ties‘ fair zu verhalten.

Darum ist das Risiko von Versicherungsbetrug geringer, wenn Menschen wissen, dass ihr Netzwerk von Freunden davon betroffen wäre. Die Einführung von Maßnahmen, die auch bei der Interaktion mit Fremden zu diesem Effekt führen, könnte interessant sein, vorausgesetzt, die zusätzlichen Kosten für die Implementierung eines solchen Systems sind nicht zu hoch.
FriendsuranceUm als Friendsurance Kunde am Ende des Jahres eine Rückzahlung zu erhalten, muss man sich mit anderen Friendsurance Kunden zu einem Netzwerk verbinden. Da ich selbst eine Friendsurance Versicherungen habe, weiß ich, dass der Aufbau eines solchen Netzwerks nicht immer so einfach ist. Wie unterstützt Friendsurance seine Kunden beim Aufbau ihres Versicherungsnetzwerks?
Um unsere Kunden beim Aufbau ihres Netzwerks zu unterstützen, bieten wir technische Features wie Facebook Integration und eine Adressbuch Upload-Funktion. Zudem machen wir es zu unserer Priorität, unsere Kunden bei all ihren Fragen zu unterstützen und beraten, zum Beispiel durch unsere gebührenfreie Telefon-Hotline. Wir sind uns bewusst, dass diese Art der Hilfe bei einem Konzept, dass so neu ist wie unseres, ausschlaggebend ist.

Nach seiner Tätigkeit bei der Boston Consulting Group, entschied sich Tim Kunde für die Startup Welt und arbeitete bei Rocket Internet GmbH. Mit seiner Gründung von Friendsurance möchte er die Versicherungsindustrie aufwühlen.  

Wie findest du diese Idee? Würdest du in Betracht ziehen, eine derartige Versicherung abzuschließen? Teile uns bitte in den Kommentaren deine Meinung mit.

Und falls du zufällig gerade eine Versicherung benötigen solltest, schau doch mal auf  www.friendsurance.de.


Dieses Interview wurde ursprünglich auf Englisch auf dem TrustCloud Blog veröffentlicht.

Haftungsausschluss: Francesca Pick ist Community Manager bei TrustCloud, einem Vertrauenssystem für das Internet.  

Bildquelle Titelbild: luc legay via photopin cc

2 Antworten to “Versicherung, mal anders gedacht: ein Interview mit dem Gründer von Friendsurance”

  1. Hannes

    Ich finde die Idee super. “Der Deutsche” fühlt sich oft nicht vollständig ohne ein flächendeckendes Repertoire an Versicherungen, während es “dem Berliner” oft am nötigen Geld mangelt, um die laufenden Beiträge zu decken und sich so seinen Seelenfrieden zu erkaufen. Da ich beides bin, scheint dieses Konzept wie für mich gemacht. Schwer stelle ich es mir allerdings vor, genügend Freunde von dem Konzept zu überzeugen, aber irgendwie reizt mich auch die Herausforderung… :) Wer schließt sich mir an?

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    • Francesca Pick

      Freut mich sehr, dass du dich als “Deutscher” und “Berliner” von dieser Idee angesprochen fühlst. Ich habe mir es zuerst auch recht schwierig vorgestellt, genügend Verbindungen für meine Versicherung zu bekommen, aber wenn man auch bereit ist, sich nicht nur mit guten Bekannten zu verbinden, funktioniert es ganz gut!

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