„Reiseplanung muss neu gedacht werden“- ein Interview mit dem CEO von Waymate

Reise und Kollaborativer Konsum

Während der Social Media Week in Berlin sprach ich mit Maxim Nohroudi, dem Mitgründer und CEO von Waymate, einem online Portal zur Planung, dem Vergleich und Buchung von Reisen. An diesem Geschäftsmodel ist besonders spannend, dass sich Waymate an der Schnittstelle zwischen traditionellen und disruptiven peer-to-peer Mobilitätsformen aus der Sharing-Economy befindet.

Bevor er mit 26 in der Startupszene durchstartete, gründete Nohroudi das erste akademische Institut für Corporate Governance und wurde der jüngste Vizepräsident der Universität Witten/Herdecke. Mit der Gründung von Waymate möchte der Ökonom die Branche der Reisebuchung revolutionieren.

Waymate möchte Reiseplanung neu definieren um wieder Spaß und Einfachheit in den Reiseplanungsprozess zurückbringen. Wie wurde diese Idee geboren?

Diese Idee entstand als Vulkanasche aus Island für mehrere Tage zur Schließung des Europäischen Luftverkehrs führte. Dieses Ereignis führte uns vor Augen, wie schlecht verschiedene Verkehrsmittel verknüpft sind. Wenn Fliegen nicht möglich ist, welche gleichwertigen Alternativen gibt es, um von A nach B zu kommen? Darum sahen wir die Notwendigkeit für ein ganzheitliches Reiseplanungstool, welches alle Formen von Transport mit einbezieht. Da ich selbst viel Reise, weiß ich, wie frustrierend es ist, stundenlang zu recherchieren, ob Flug, Bahn oder Auto die schnellste oder günstigste Reisevariante ist. Mit Waymate möchten wir alle diese Komponenten in eine Plattform integrieren – und Reiseplanung zu einem einfacheren und spaßigeren Erlebnis machen.

Was waren bisher Ihre größten Herausforderungen bei der Entwicklung Ihrer Plattform?

Eine schwierige Rahmenbedingung, mit der wir umgehen müssen, ist die Tatsache, dass wir in keinem liberalen, sondern einem hoch regulierten Markt sind. Viele Unternehmen, mit denen wir Partnerschaften schließen müssen, sind alle in staatlicher Hand. Diese von unserem Konzept zu überzeugen und Wege zu finden, auf ihre Daten zugreifen zu können, war eine Herausforderung.

Maxinm Nohroudi

Datenschutzgesetze in Deutschland sind z.B. im Gegensatz zu den USA, sehr streng und erschweren es Unternehmen, ihre Daten an Dritte weiterzugeben. Stellte sich dies für Sie bereits als Problem dar?  

Ja, hat es. Zudem sind die Unternehmen, mit denen wir arbeiten, sehr traditionell und es daher nicht gewohnt, ihre Ticketsysteme und Daten zu teilen. Ich glaube jedoch, dass es einfacher wird, Unternehmen von einer Zusammenarbeit zu überzeugen, sobald wir einen guten Ruf haben und sie uns mehr trauen. Denn dadurch können sie neue Kundensegmente erreichen und ihre Kosten für Kundenakquise senken.

Eine  Benutzeroberfläche zu entwickeln, die gut aussieht und leicht bedienbar ist, war ebenfalls eine große Herausforderung. Man kann sich kaum vorstellen, wie schwierig es ist, verschiedene Verkehrsmittel in eine Plattform zu intergieren, ohne dadurch zu viel Komplexität zu schaffen.

Welche Erfahrungen machte Waymate bei der Investorensuche?

Viele waren skeptisch, dass wir die Deutschen öffentlichen Verkehrsmittelanbieter als Partner gewinnen würden. Darum war es schwierig, Seedfunding zu bekommen. Deutsche Investoren sind bei Geschäftsmodellen, die zuvor noch nie probiert wurden, sehr zurückhaltend, wenn man noch kein fertiges Produkt vorzeigen kann. Jetzt, nachdem unsere Plattform an den Start gegangen ist, sind wir wiederrum für Investoren besonders attraktiv. Denn das Marktumfeld ist äußerst attraktiv, wenn man erst die Eintrittshürden überwunden hat.

Ihre Plattform integriert bereits das Reisen mit deutschen öffentlichen Verkehrsmitteln, Fluglinien und dem Auto. Welche weiteren Mobilitätsformen werden Sie anbieten?

Wir sind im Gespräch mit Car-Sharing Anbietern.

Deinbus.de ist auch ein Unternehmen, dass wir seit Längerem genau beobachten und gerne in unsere Plattform integrieren würden. Langstreckenbusse sind auch eine tolle Alternative zur Mitfahrgelegenheit für Personen die z.B. ungern mit Fremden ins Auto steigen.

Haben Sie sich auch überlegt kommerzielle und P2P-Carsharing Plattformen zu integrieren?

Ja, haben wir. Es ist an dieser Stelle wichtig anzumerken, dass Waymate zwei verschiedene Mobilitätslösungen anbieten wird: eine für Kurzstrecken (Waymate Local) und eine für Langstrecken (Waymate Travel). Wir denken, dass die Integration von P2P und kommerziellem Carsharing vor allem für Kurzstrecken wichtig ist. Wenn du zum Beispiel am Potsdamer Platz bist, zeigt dir Waymate Local verschiedene Reiseoptionen sowie öffentliche Verkehrsmittel, Carsharing, Bikesharing oder Taxi, je nachdem ob du die schnellste oder die günstigste Route suchst.

Das klingt sehr nützlich! Wann geht die Waymate Plattform live und was sind die Pläne für 2013?

Wir sind seit diesem November im privaten Beta und werden die Plattform in 2013 für alle live schalten. Im neuen Jahr gehen zudem verschiedene Apps für Deutschland und andere europäische Länder live. Wir sind auch im Gespräch mit öffentlichen Verkehrsmittelanbietern in anderen EU Ländern.

Danke für Ihre Zeit!

Diesen Artikel gibt es auch in Englischer Version auf Ouishare.net

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